Wie Ringtennis vor 90 Jahren bei den Nationalsozialisten um Anerkennung kämpfte
Der 25. April 1934 war ein wichtiger Tag in der Geschichte des Deutschen Ringtennissports. Heute vor 90 Jahren besuchte der NS-Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten das Karlsruher Rheinstrandbad Rappenwört. Alles was Rang und Namen in der damaligen Ringtennisszene hatte, trat an jenem Werktag an, um das Spiel mit dem Ring in einem Schaukampf in seiner Gründungsstätte zu demonstrieren. Der Badische Beobachter berichtete einen Tag später:
„Der Reichssportführer besichtigte Mittwochvormittag die Strandbad- und Sportanlagen auf Rappenwört… Man wohnte zunächst einem Ringtennisspiel an dem sich u.a. die Deutsche Meisterin Fräulein Ilse Weiß beteiligte. Das Ringtennisspiel habe hier in Karlsruhe seinen Ausgang genommen und dürfte in absehbarer Zeit ebenfalls in die Deutsche Sportfront einbezogen werden.“
Vom Wohlwollen des höchsten Nazi-Sportfunktionärs hing für den jungen Ringtennissport, der damals hauptsächlich im Südwesten des Landes verbreitet war, sehr viel ab. „Die besten Spieler und Spielerinnen traten am 25. April vor dem Reichsportführer an. Um der Vorführung, die in so früher Morgenstunde an einem Werktag angesetzt war, den entsprechenden Rahmen zu geben, waren alle verfügbaren Spieler nach Rappenwört beordert worden“, heißt es rückblickend in Ringtennis, der amtlichen Zeitschrift des Deutschen Ringtennis-Bundes im Jahre 1935.
Die Verantwortlichen des erst im Januar 1931 gegründeten DRBs rangen um Anerkennung ihres Wettkampfspieles bei den Behörden. Zwar gelang es in den folgenden Monaten, Ringtennis als Untergruppe des Fachamtes I „Geräteturnen, Gymnastik und Sommerspiele“ im neuen Deutschen Reichsbund für Leibesübungen unterzubringen. Doch Ringtennis verlor damit seine Eigenständigkeit, der nationale Verband musste sich nach nur vier Jahren wieder auflösen und Deutsche Meisterschaften wurden auch nicht mehr ausgetragen.
Ein Gastbeitrag von Mario Müller