Straße nach früherer Ringtennisspielerin benannt
Die Stadtverordneten-Versammlung in Oranienburg beschloss vor gut einem Jahr, eine Straße im Neubaugebiet Aderluch nach Gisela Gneist (früher HFK und LffL Hamburg), die 2007 im Alter von 77 Jahren verstarb, zu benennen. Die deutsche Vizemeisterin Im Meisterklasseneinzel von 1970, als sie im Endspiel Elsbeth Horn (Lb Karlsruhe) in Wilhelmshaven unterlag, bekam diese Ehrung natürlich nicht für ihre Ringtennisverdienste. Dahinter steht eine tragische Lebensgeschichte, die die komplexe deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert widerspiegelt.
Die junge 15jährige wurde im Frühjahr 1946 von einem Militärtribunal in der Sowjetischen Besatzungszone für ihren aus heutiger Sicht selbstverständlichen Einsatz für demokratische Grundtugenden wegen der Bildung einer „konterrevolutionären Gruppe“ zu einer 10jährigen Haftstrafe verurteilt. Fast vier Jahre war Gisela bis Januar 1950 im berüchtigten Speziallager 7 Sachsenhausen, im früheren KZ Sachsenhausen unter unmenschlichen Bedingungen inhaftiert. Dieses Trauma und der jahrzehntelange erbitterte Kampf um Anerkennung ihres Opferstatus im geteilten Deutschland, prägten Gisela Gneist, die nach ihrer Flucht aus der DDR in Hamburg eine neue Heimat fand. Die sehr streitbare Vorsitzende des Opferverbandes „Arbeitsgemeinschaft Lager Sachsenhausen 1945 bis 1950“ wurde erst 1995, wie auch ihr späterer Ehemann Paul „Bobby“ Gneist (HFK Hamburg), vom russischen Staat rehabilitiert und erhielt für ihr Engagement wenige Monate vor ihrem Tod das Bundesverdienstkreuz am Bande.